Vespasian. Das Blut des Bruders by Robert Fabbri

Vespasian. Das Blut des Bruders by Robert Fabbri

Autor:Robert Fabbri [Fabbri, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783644406469
Herausgeber: Rowohlt E-Book


Vespasian klopfte an die vertraute Tür vom Haus seines Onkels auf dem Quirinal. Er war nicht überrascht, als ihm ein auffallend schöner, flachsblonder Knabe öffnete, dessen geschmeidiger Körper nur von einer sehr knappen, hauchdünnen Tunika verhüllt wurde. «Kündige mich bei deinem Herrn an, ich bin sein Neffe Vespasian.»

Der Junge eilte davon, und Vespasian folgte ihm durch die Vorhalle in das Atrium. Der Raum war von einem riesigen homoerotischen Mosaik dominiert, das zeigte, wie ein nackter Achilles einen rehäugigen Hektor tötete.

«Mein lieber Junge!», rief Senator Gaius Vespasius Pollo mit dröhnender Stimme und watschelte aus seinem Studierzimmer herbei. Seine schwarz gefärbten, sorgfältig geringelten Löckchen wippten mit den feisten Wangen um die Wette. «Sabinus hat angekündigt, dass vor seiner Amtseinführung mit dir zu rechnen sei. Ich hatte schon Sorge, du würdest nicht rechtzeitig kommen.» Er schloss Vespasian in seine fleischigen Arme und drückte ihm einen feuchten Kuss auf jede Wange. «Es sind ja nur noch acht Tage. Warst du schon im Palast, um Flavia zu begrüßen?»

«Noch nicht, Onkel, ich wollte zuerst mit dir sprechen. Wo ist meine Mutter?»

Ein leicht missfälliger Ausdruck huschte über Gaius’ Gesicht. «Sie besucht Flavia und die Kinder im Palast, ehe sie nach Aquae Cutiliae aufbricht. Sie erwartet dich sehr bald dort. Der Besitzer eines der Nachbargüter ist erkrankt, und es scheint, als würde er nicht überleben. Nun macht sie sich Gedanken darum, wer das Anwesen erben wird.»

Vespasian schüttelte seufzend den Kopf. «Es ist typisch für sie, sich über die Angelegenheiten der Nachbarn den Kopf zu zerbrechen. Ich werde nicht dorthin reisen, um mich einzumischen, das überlasse ich ihr. Wir sehen uns dann, wenn sie wieder in Rom ist. Wie geht es Flavia?»

«Wenn deine Mutter zu Besuch war, heißt das, Flavia ist übel gelaunt. Sie sind immer über irgendetwas unterschiedlicher Ansicht – unbedeutende Frauensachen, nehme ich an. Wenn ich dir einen Rat geben darf: Besuche sie nicht vor morgen, bis dahin hat sie den Besuch deiner Mutter hoffentlich verwunden.»

«Ist es wirklich so schlimm?»

Gaius verdrehte die Augen und setzte eine Miene resignierter Verzweiflung auf. Dann wandte er sich Magnus zu. «Was ist denn mit deinem Auge passiert, Magnus?»

«Das habe ich in Britannien zurückgelassen, es hat einen Weidenmann allzu genau aus der Nähe betrachtet.»

«Nun, ich hoffe, das tut deiner Tüchtigkeit keinen Abbruch. Ich habe deine Dienste vermisst, mein Freund, und bin froh, dich wiederzuhaben.»

«Ich freue mich auch, wieder hier zu sein, Senator. Allerdings frage ich mich, ob es denn ungefährlich ist, wenn Ihr versteht?»

«Allerdings verstehe ich, und die Antwort ist Ja.»

«Da bin ich erleichtert. Hoffentlich war es nicht zu kostspielig.»

«Es war erstaunlich billig. Ich konnte deinen Freund Paetus in seiner Eigenschaft als Stadtquästor voriges Jahr überreden, jedwede Erwähnung des Vorfalls aus den Aufzeichnungen der Stadt zu tilgen. Er hat es sehr bereitwillig getan, ohne größere Bestechung. Umso erfreulicher, da er ja nun bald zur Familie gehören wird.»

«Ich bin wirklich dankbar, Herr.»

«Und ich weiß, dass du deine Dankbarkeit schon bald unter Beweis stellen wirst.»

«Gewiss. Jetzt gehe ich erst mal zu meiner Bruderschaft, um den Jungs die frohe Kunde zu überbringen. Bei Tagesanbruch bin ich wieder hier.



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